Um die halbe Welt unter Segeln mit Baby an Bord
Vortrag im Oldenburger Yachtclub am 27. Februar 2018
Am Dienstag, den 27. Februar stellen Sophie Heyer und der Oldenburger Claas Lehmann ihren Karibiktörn mit der Segelyacht Hera und Baby Daphne an Bord vor. Die Lehramtsstudentin Heyer und der Herzchirurg Lehmann segeln seit ihrer Kindheit – er war Mitglied im Olympiakader und 505er Weltmeister, sie begann ihre Segellaufbahn auf dem Tegeler See und war schon mit Dreimastern unterwegs.
Die Veranstaltung findet statt im Bootshaus des OYC, Sophie-Schütte-Str. 22, und beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Ein langer Törn nicht erst als Rentner? Warum nicht als segelnde Elternzeit? Dann doch am besten, wenn der Nachwuchs noch nicht laufen kann. Gesagt, getan, kündigten Sophie Heyer und Claas Lehmann beim Arbeitgeber die Elternzeit an und gaben ihre Wohnung in der Wahlheimat Hamburg auf, kaum dass Tochter Daphne sechs Wochen alt war.
Ihr neues Zuhause wurde die wunderschöne klassische Segelyacht Hera – eine 8KR Yawl. Sie wurde 1951 bei Abeking und Rasmussen in Lemwerder/Bremen von und für den Werfteigner Henry Rasmussen gezeichnet und gebaut. Die Hera misst zwar „über alles“ 13,20 m Länge, hat jedoch nur 8,90 m Wasserlinienlänge. Das Platzangebot ist also gering und unter Deck musste sich die junge Familie eine Wohnfläche von gerade mal acht Quadratmetern teilen.
Anfang Juli 2016 schmissen sie die Leinen los in Hamburg-Wedel, mit dem Hauptziel in südliche Gefilde zu fahren. Bewusst haben sie sich nicht festgelegt, wohin die Reise genau gehen soll. Nur so viel war klar: sie wollten ein gutes Jahr lang segeln. Und sie wollten südliche Sonne zum Überwintern – Mittelmeer, Kanaren oder Karibik lauteten die möglichen Ziele.
Langsam arbeiteten sie sich vor, an Hollands, Belgiens und Frankreichs Küste entlang bis nach Brest. Mitte September wagten sie dann den ersten längeren Schlag – drei Tage und Nächte über die Biskaya. Diese Passage verlief wunderbar. Daher fassten sie den Entschluss zu den Kanaren weiter zu segeln. Richtung Süden an Spaniens und Portugals Küsten entlang ging es Ende Oktober nach Madeira – 480 Seemeilen herrliches Segeln. Die Segelei mit Baby Daphne gestaltete sich bis dahin als vollkommen unproblematisch.
Die Entscheidung war nun gefallen: sie wollten über den Atlantik segeln mit dem Ziel der Karibikinsel Barbados. Nach gut vierwöchiger Erkundung der Kanaren nahmen sie nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen ein weiteres Crewmitglied an Bord und warfen am 4. Dezember endlich die Leinen los. Diese Überfahrt wurde dann zur größten Herausforderung der Reise. Sie gerieten in die sogenannten Christmas Tradewinds, die mit über 30 und in Böen bis 45 Knoten wehten, was immerhin bis zu 10 Windstärken mit entsprechender Wellenhöhe entspricht. Nach 21 Tagen auf See kamen sie am ersten Weihnachtstag total erschöpft aber glücklich auf Barbados an.
Belohnt wurden sie in der Karibik mit fünf Monaten herrlicher Herumsegelei, teils mit Freunden an Bord. Den krönenden Abschluss bildete die Teilnahme an der Antigua Classic Week Ende April – den Gruppensieg verpassten sie nur um Haaresbreite. „Huckepack“ auf einem Frachter zurück kam die Hera Mitte Mai in Southampton an. Sodann ging es im Uhrzeigersinn um Großbritannien herum. Entlang der wunderschönen Südküste Englands, über die Scilly Islands nach Irland, weiter nach Norden über die Isle of Man nach Schottland bis hoch zu den Orkney Inseln.
Von dort segelte die Familie in einem Rutsch nach Hause, dieses Mal mit Autopilot, herrlich!
Nach über 400 Tagen ab Bord und etwa 10.000 Meilen im Kielwasser liefen sie am 7. September 2017 wieder wohlbehalten in Hamburg ein – Daphne konnte bereits ziemlich sicher auf den Stegbohlen laufen.
Oldenburger Yachtclub e.V.
-Ansprechpartner Vortragsreihe-
Anja Kleinschmidt
Axel Goldhorn
Segelyacht „Hera“, 8 KR, von Abeking + Rassmussen, Baujahr 1951
– Eigner Claas Lehmann und Sophie Heuer –
Bilder von Claas Lehmann (c) 2018